Parallel zur der gesamten Diagnostik und unserem Entscheidungsprozess verfolgten wir den Rat, den wir bei der Beratungsstelle erhalten hatten. Wir sollten Familienzeit machen und genießen. Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt auch schon zu Hause und ging nicht mehr arbeiten. Wir waren viel unterwegs. Zwei Ausflüge sind uns besonders in Erinnerung geblieben:
Zum einen der Besuch im Schwimmbad. Wir verbrachten einen ganz Tag dort, genossen und entspannten. Ich trug Paul durch das Wasser und am Abend als ich auf dem Sofa lag, spürte ich ihn besonders deutlich! Ich bin mir sicher Paul hat das sehr genossen und ihm hat es genauso gefallen wie mir!
Der zweite Ausflug an den ich so gerne zurück denke, ist der in den Garten der Schmetterlinge…. Wir schlenderten durch das Schmetterlingshaus und betrachteten diese vielen, bunten Schmetterlinge . Irgendwann suchten wir uns eine Bank und setzten uns. Wir saßen lange dort ohne auch nur ein Wort zu sagen. Schauten den Schmetterlingen zu. Ich sog die Bilder in mich auf und versuchte sie Paul zu schicken. Ich wollte ihn teilhaben lassen. Ich hoffe so sehr, das Paul all das was ich sah auch sehen konnte. Immer wieder liefen mir Tränen die Wange hinunter.. denn der Abschied rückte immer näher. Die Ärztin hatte den Termin für die Einleitung seiner Geburt im Krankenhaus für uns vereinbart. Während wir inmitten der wunderschönen Schmetterlinge saßen, sagte ich Paul immer wieder das ich ihn unendlich lieb habe. Das ich mir alles so anders gewünscht hätte und das ich stark sein werde. Das ich nicht einknicke und ihm kein Leid geschehen wird. Auch wenn es mich zerstören würde.
Ich denke heute so oft an diesen Moment mitten in den Schmetterlingen.
Eine schwierige Sache die in dieser Zeit noch zu organisieren war, war die Geburtsplanung. Wo möchte ich entbinden? Im Kreißsaal, wo ich womöglich den wunderschönen Geräuschen lebender und gesunder Babys ausgesetzt bin? Was soll Paul anziehen, wo soll er liegen? Wie soll er beerdigt werden?
All diese Fragen waren bis zu dem Termin noch zu klären. Auch hier bin ich an meine Grenzen gegangen! Ich dachte ich mache das jetzt, ich bleibe stark! Aber danach sterbe ich! Ich dachte, das mich der Schmerz umbringen wird.
Ich schaffte es all diese Fragen zu klären.
Ich wollte in den Kreissaal, auch Paul zu ehren. Wollte nicht in einem Krankenzimmer gebären. Das fühlte sich so falsch an… Bei der Beratungsstelle durften wir uns ein kleines Schlafsäckchen für Paul aussuchen, das andere Betroffene genäht hatten. Paul war so klein, das er selbst in Frühchenbekleidung nicht gepasst hätte. Dazu bekamen wir ein gehäkeltes Schmetterlingspärchen. Wie passend. Einen hat Paul behalten, der ihn begleitet hat. Der andere ist noch bei uns und sitzt bei Pauls Bildern! Ich kaufte für ihn ein kleines Körbchen und eine wunderschöne, weiche Babydecke. Damit sollte er es in seinem Korbbettchen schön weich und kuschelig haben. Er bekam auch ein kleines Kuscheltier, einen Hund der bei ihm bleiben sollte.
All das packte ich neben meinen Sachen für das Krankenhaus!
Alles war bereit, nur ich nicht!